Adoption und Leihmutterschaft
Wir geben einen Überblick zu Adoption und Leihmutterschaft im grenzüberschreitenden Kontext
Wissenswertes zu Auslandsadoptionen
Während die Zahlen zu Auslandsadoptionen in den letzten Jahren eher zurückgehen, scheinen die im Ausland durchgeführten Leihmutterschaften zuzunehmen.
Das Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Internationalen Adoption (HAÜ) beinhaltet grundlegende Regeln für internationale Adoptionen. Diese basieren auf dem Grundsatz, dass Eltern für Kinder gesucht werden und nur solche Kinder ins Ausland vermittelt werden sollen, für die national keine Adoptiveltern gefunden werden können. Trotz des bestehenden Übereinkommens kommt es vor, dass Kinderrechte im Zusammenhang mit Auslandsadoptionen verletzt und bestehende Regularien nicht eingehalten werden. Um die Sicherheit und die Rechte von Kindern zu wahren, müssen die existierenden Übereinkommen und weitere Schutzmaßnahmen ausgebaut und gefestigt werden.
In Deutschland ist die Durchführung einer Leihmutterschaft rechtlich verboten. Dennoch werden zunehmend Kinder deutscher Wunscheltern im Ausland durch Leihmütter geboren und anschließend von ihren Wunscheltern mit nach Deutschland gebracht. In diesen Fällen müssen unterschiedliche Lösungen für die Kinder gefunden werden, die, wie alle Kinder, das Recht auf rechtliche und tatsächliche Eltern ebenso wie auf Kenntnis ihrer Abstammung haben. Da in manchen Ländern eine Leihmutterschaft erlaubt ist und anerkannt werden kann, müssen je nach beteiligtem Land und Konstellation verschiedene Rechtsgrundlagen berücksichtigt werden. Der ISD berät Fachkräfte zu diesem Thema, beschäftigt sich mit der rechtlichen Einordnung der Leihmutterschaft und wirkt an Stellungnahmen hierzu mit. Eine Expertengruppe des International Social Service (ISS), an welcher der ISD beteiligt war, hat hierzu „Grundsätze zum Schutz der Kinderrechte im Zusammenhang mit Leihmutterschaft“, auch „Verona-Principles“ genannt, erarbeitet.
Tätigkeit des ISD im Bereich der internationalen Adoption
Der ISD beobachtet die Entwicklung und Umsetzung von Gesetzesentwürfen, Richtlinien und Übereinkommen im Bereich der Adoption und der Leihmutterschaft und begleitet sie durch Stellungnahmen und Empfehlungen. Darüber hinaus ist das Netzwerk International Social Service (ISS), dessen Deutsches Mitglied der ISD ist, Teil von länderübergreifenden Gremien, wie dem Europarat und der Haager Konferenz für internationales Privatrecht, und hat somit die Möglichkeit an internationalen Standards mitzuwirken - wie beim Erlass des HAÜ.
Einzelfallarbeit
Der ISD unterstützt im Bereich der Adoption nicht in der Einzelfallarbeit. In diesem Bereich wenden Sie sich bitte an das zweite deutsche Mitglied des ISS „familie international frankfurt e.V.“ (fif). Fif bietet Beratung und Unterstützung bei grenzüberschreitenden Adoptionen für Fachkräfte und Privatpersonen an. Darüberhinaus kann fif auch bei der Suche nach Angehörigen oder der Herkunftssuche Erwachsener unterstützen.
Weitergehende Informationen
Hier finden sie Merkblätter, Handreichungen, Gesetzestexte und Fachbeiträge zum Thema.
Verona Principles - Kinderrechte und Leihmutterschaft
Nach einem umfassenden Konsultationsprozess und mehr als 100 substanziellen Beiträgen aus verschiedenen Disziplinen und Perspektiven, Regionen, nationalen und internationalen Kontexten wurden 2021 die Verona-Prinzipien für den Schutz der Rechte des durch Leihmutterschaft geborenen Kindes (Verona-Prinzipien) veröffentlicht.
Diese Grundsätze sollen als Anregung und Orientierungshilfe für gesetzgeberische, politische und praktische Reformen zur Wahrung der Rechte des durch Leihmutterschaft geborenen Kindes dienen. Die Grundsätze wurden in Erwartung ergänzender und sich entwickelnder Bemühungen im breiteren Menschenrechtsrahmen erstellt. Obwohl noch kein globaler Konsens über Leihmutterschaft erreicht wurde, müssen die Rechte von Kindern, die durch Leihmutterschaft geboren wurden, dringend angegangen werden.
Wegen der großen Bedeutung für die betroffenen Kinder fordert International Social Service ISS seit 2013 eine dringende internationale Regulierung von internationalen Leihmutterschaftsvereinbarungen. In diesem Zusammenhang startete ISS 2016 eine Initiative zur Ausarbeitung einer Reihe von Grundsätzen, auf die man sich weltweit einigen könnte, um Politik und Gesetzgebung zu lenken.
Verona Principles - Principles for the protection of the rights of the child born through surrogacy
Fachbeitrag: Die aktuelle Debatte um Leihmutterschaft: Vorgaben aus der Sicht der Kinderrechte und des Kindeswohls
Der Artikel befasst sich mit der aktuellen Praxis sowie Initiativen zur Regulierung der Leihmutterschaft, die er aus einer kinderrechtlichen Perspektive betrachtet. Die vom ISS entwickelten Verona Principles und zentrale Erkenntnisse aus einem Expertengespräch des Deutschen Vereins zu Leihmutterschaft werden ebenfalls beleuchtet. Der Text argumentiert, dass eine Leihmutterschaftsregelung in Deutschland Kinderrechte in den Mittelpunkt stellen und dem Prinzip der Offenheit und Klarheit folgen soll.
Von: Ursula Rölke. Erschienen in: NDV 3/2024
Diskussionspapier des Deutschen Vereins zur Adoption
Mit diesem Diskussionspapier beschäftigt sich der Deutsche Verein im Jahr 2014 zu einem frühen Zeitpunkt mit den Plänen der Bundesregierung zur Reform des Adoptionsrechts - differenziert und vor allem aus Perspektive des Kindeswohls. Wesentliche Grundsätze der Adoption werden dargestellt und Handlungsbedarf in der Praxis jenseits der damals dominierenden Debatten um Altersabstand und der Erweiterung des Adoptionsrechtes auf gleichgeschlechtliche Paare aufgezeigt.
In diesem Zusammenhang wird auch auf die Leihmutterschaft und deren Bezüge zur Adoption eingegangen, da diese nicht nur zunehmend Eingang in die öffentliche Diskussion als Alternative zur Adoption fand, sondern die Adoptionsvermittlung vermehrt beschäftigte. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Leihmutterschaft in rechtlicher, ethischer und medizinischer Hinsicht bleibt jedoch einem gesonderten Papier vorbehalten.
Der Deutsche Verein richtet sich mit diesem Papier an die Verantwortlichen sowie die Fachkräfte auf Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen.
Empfehlungen des Deutschen Vereins zu Anpassungen im Adoptionsverfahren vor dem Hintergrund der Reform des Adoptionsrechts
Ziel einer Adoption ist es, Eltern für ein adoptionsbedürftiges Kind zu finden. Zentrale Leitschnur ist dabei das Wohl des Kindes, denn die Adoption verändert die familiäre Zugehörigkeit eines Kindes durch Gerichtsbeschluss und stellt so einen tiefgreifenden Eingriff in das Persönlichkeitsrecht eines Kindes dar. Seit der letzten umfassenden Reform des Adoptionsrechts im Jahr 1976 haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stark gewandelt, und neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Adoptionsforschung wurden erarbeitet. Damit eine Adoption dem Wohl des Kindes gerecht wird, muss das Adoptionsrecht die Lebensbedingungen von Familien heute und die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Adoptionsforschung berücksichtigen.
Die Empfehlungen des Deutschen Vereins nehmen im Hinblick auf die Neuregelungen des Adoptionshilfegesetzes 2021 diese in den Blick und loten die Umsetzungsschritte und Bedarfe aus, die für die Fachpraxis der Adoptionsvermittlungsstellen in Deutschland daraus folgen. Darüber hinaus sollen die Empfehlungen einen Beitrag dazu leisten, die Fachöffentlichkeit für das Thema Adoption zu sensibilisieren.
Fachbeitrag: Leihmutterschaft und Kinderrechte - eine Bestandsaufnahme
Der Artikel befasst sich mit der deutschen Rechtsprechung in Bezug auf Leihmutterschaft und deren Folgen für die betroffenen Kinder. Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten, jedoch werden Kinder deutscher Auftraggeber in Ausland durch Leihmütter geboren. Die rechtliche Handhabe dieser Problematik in Deutschland hat Folgen für die betroffenen Kinder.
Von: Ursula Rölke. Erschienen in: NDV 7/2021
Fachbeitrag: Forschungsprojekt Auslandsadoption – ein Zwischenbericht
Der Beitrag beschreibt eine Studie der Evangelischen Hochschule Berlin, die Erfolgsfaktoren von Auslandsadoption mittels qualitativer Methoden untersucht. Erste Ergebnisse zeigen unterschiedliche Wahrnehmungen zwischen Fachkräften und Adoptiveltern: Fachkräfte sehen ihr Handeln als entscheidend, während Adoptiveltern den Adoptionsverlauf oft als unplanbar erleben.
Von: Prof. Dr. Stefanie Sauer und Gabriele Scholz. Erschienen in: NDV 6/2014.
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Fachbeitrag: Forschungsprojekt Auslandsadoption – ein Zwischenbericht
Fachbeitrag: Kinderrechte und Kindeswohl nach Leihmutterschaft – Konflikte im Kontext der Elternzuordnung
Der Beitrag setzt sich mit den Konflikten auseinander, die sich aus unterschiedlichen abstammungsrechtlichen Zuordnungen der von Leihmüttern geborenen Kinder ergeben. Ausgehend von der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) untersucht der Artikel, inwieweit die Kinderrechte und das Kindeswohl bei der Elternzuordnung in Deutschland Berücksichtigung finden.
Von: Wolfgang Köhler. Erschienen in: ARCHIV für Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit 1/2023.
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Kinderrechte und Kindeswohl nach Leihmutterschaft – Konflikte im Kontext der Elternzuordnung